Karin Betz:
Chinas Gegenwarten übersetzen.
Über Chi Zijians «Das letzte Viertel des Mondes»

Ringvorlesung «Literatur(e) 2025»

Campus Vorlesung
24.03.2025
16:15
Universität Zürich, KOL-H-312

Eine neunzigjährige Frau sitzt auf einer Matte aus Rentierfell und blickt auf ihr Leben: Sie ist die Witwe des letzten Häuptlings der Ewenken, eines Nomadenvolkes an der russisch-chinesischen Grenze. Ihre Existenz und die ihres Stammes sind bestimmt von den klaren Regeln der Gemeinschaft, der engen Symbiose mit der Natur, den Rentieren, der Jagd, den Wäldern. Doch im China das 20. Jahrhunderts machen die politischen Umwälzungen auch vor der Welt der Nomaden nicht halt. Die japanische Besetzung der Mandschurei zwingt die Männer in den Krieg, der Sozialismus der Mao-Zeit die Familien in die Städte und in geschlossene Häuser. Nur die alte Frau und ihre Sippe halten unbeirrt an ihrer traditionellen Lebensweise fest. Karin Betz, Übersetzerin u.a. von Cixin Liu, Mo Yan und Can Xue, spricht über ihre Übersetzung dieses Nature Writing aus China, über Erzählzeiten, geographische Recherchen und ewenkisches Vokabular und beantwortet gerne Fragen zur aktuellen chinesischen Literatur.

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