Verletzbarkeit
Strukturelle Gewalt und Affekte in der Literatur
Die von Cornelia Pierstorff (Universität Zürich) und Aglaia Kister (Universität Bern) organisierte Tagung nimmt mit der Verletzbarkeit den Zusammenhang von struktureller Gewalt und Affekten in den Blick und möchte damit einen Beitrag zur literarischen Gewaltforschung sowie zu den literarischen Affect Studies leisten.
Erstens interessiert die Tagung sich für verschiedene Aspekte der Verletzbarkeit, die die strukturelle und die affektive Dimension erschließbar machen: Was sind die relevanten Strukturen, die Gewalt formen und auf welche Weise werden sie in der Literatur reflektiert? Wie spielen Race, Class und Gender sowie andere soziale Ordnungskategorien zusammen? Welche Affekte machen strukturelle Gewalt sichtbar und erfahrbar? Gibt es bestimmte Genres oder ästhetische Verfahren, die eine besondere Affinität zur Verletzbarkeit besitzen?
Zweitens fragt sie nach den Akten der Verletzbarkeit: Wie setzt Verletzbarkeit Akte und Strukturen der Gewalt in Beziehung? Auf welche Weise führen die Affekte von Struktur zu Akt und umgekehrt? Wie perspektiviert Verletzbarkeit eine Vorstellung von Agency und welche Konsequenzen hat das für die Bewertung und den Umgang mit Gewalt?
Drittens soll es um die Ambivalenzen der Verletzbarkeit gehen, und zwar auf eine doppelte Weise: Inwiefern besitzt Literatur und allgemein Kunst ein besonderes Sensorium für die Ambivalenzen struktureller Gewalt? Wie reflektiert sie die spezifische Epistemologie so genannter Mikroaggressionen? Inwiefern weist das Konzept selbst Ambivalenzen auf, die der von Andreas Reckwitz analysierten „Dialektik der Sensibilität“ (Reckwitz 2019) gleichen? Birgt das Insistieren auf der eigenen Verletzbarkeit auch die Gefahr, seinerseits eine aggressive, verletzende Kraft zu entfalten?
Hinweis: Zur Teilnahme an dieser Veranstaltung müssen Sie als Student*in oder Hörer*in an der Universität Zürich immatrikuliert sein.
Veranstaltungssprache: Deutsch, English