Bov Bjerg: «Der Vorweiner»
Der neue Roman des Schriftstellers und Kabarettisten

© Milena Schlösser
Wir befinden uns am Ende des 21. Jahrhunderts. Bürgerkriege und Naturkatastrophen haben die Welt verwüstet. Eine dicke Schicht Beton hebt den europäischen Rumpfkontinent über den steigenden Meeresspiegel, die Niederlande beispielsweise liegen dagegen unter dem Meeresspiegel. Ebenfalls versunken ist die Mittelschicht. In den Auffanglagern Neuschwanstein und Neulübeck versammeln sich dänische, ghanaische oder niederländische Geflüchtete. Eine schmale Oberschicht Deutschlands kümmert sich in dieser beklemmenden Situation um nichts mehr als um standesgemässe Beerdigungen ihrer Mitglieder. Zu diesem Zweck beschäftigen sie «Vorweiner», mehrheitlich migrantische Personen, die bei den Totenfeiern die eigentliche Trauerarbeit leisten sollen: vorerst letzte Form des Outsourcing aller Arbeit an sozial Schwächere.
Bov Bjerg (*1965) gehört zu den vielschichtigsten Stimmen der deutschsprachigen Literatur. Mit seinem Roman Auerhaus (2015) hat er einen Coming-of-Age Roman von ungewohnter psychologischer Tiefe vorgelegt. Mit Serpentinen (2020), das auch für den Deutschen Buchpreis nominiert war, analysierte er schonungslos Vater-Sohn-Beziehungen in der BRD. Mit Der Vorweiner (2023) tauchen wir nun in eine dystopische Welt ein, in der alles – politisch, sozial, klimatisch – schon vorbei zu sein scheint und Menschen emotional so entfremdet sind, dass Tränen zur Währung werden. Ein ungemein kühner, furioser, düsterer und in seiner Konsequenz unfassbarer Roman. Am 09.03. stellt er ihn bei uns vor.
Veranstaltungssprache: Deutsch
Diese Veranstaltung ist öffentlich.