Alles über Aschenputtel. Arbeit und Coming of Age

Tagung von Christine Lötscher (Universität Zürich) und Caroline Roeder (PH Ludwigsburg)

© Illustration aus Lika Nüssli, «Starkes Ding»

Campus Konferenz
22.06.2023
14:15
RAA-G-01, Rämistrasse 59, 8001 Zürich

Tagung von Donnerstag, 22. Juni, 14:15 Uhr bis Samstag, 24. Juni, 15:00 Uhr.

«Wer Brot essen will, muß es verdienen: hinaus mit der Küchenmagd», muss Aschenputtel vernehmen; jahrelang schuftet sie fortan unter dem Regime der bösen Stiefmutter. Doch letztendlich überführen die Grimms die Geschichte (KHM 21) in eine Prinzenheirat. Die Erzählung mit dem märchenhaften Happy Ending lässt sich von 1812 und dem Ersterscheinen der Kinder- und Hausmärchen bis zu Kenneth Branaghs Adaption von Perraults Cendrillon (2015) und weiter verfolgen. Im Märchen ist die Bereitschaft (Care-)Arbeit zu leisten, ein wesentlicher Aspekt der moralischen Integrität der angehenden Prinzessin – ganz ähnlich wird dies in neueren dystopischen Romanen ablesbar, in denen nur überlebt, wer auch anpacken und solidarisch handeln kann. In realistischen Texten seit dem 19. Jahrhundert hingegen, die etwa Arbeitsmigration in den Mittelpunkt stellen, produziert der soziale Aufstieg häufig einen Graben zwischen der ersten und der zweiten bzw. der dritten Generation.

Nicht nur ein Blick in die Literaturgeschichte zeigt: Arbeit, Armut und soziale Fragen sind zentrale Themen der Literatur, die jedoch wesentlich Konjunkturen des Interesses unterworfen waren. In der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit der Jahrtausendwende bedeuten sie zentrale Diskurse und wirkungsmächtige Narrative.

Arbeit und ihre soziale Bedeutung werden in Coming-of-Age-Erzählungen auf vielfache Weise verhandelt. So ist z.B. das kapitalistische System und sind damit verbunden verschiedenste Arbeitsnarrative in vielerlei Hinsicht präsent – in der Inszenierung des Konsums der Figuren, in Mode und Lifestyle; auch an der Zeichnung von Familienbildern, an den Berufen bzw. dem Habitus der literarischen Elternfiguren sowie in verkörperten sozialen Praktiken und Ungleichheiten tritt dies hervor. Erwerbsarbeit als Symptom eines problematischen ökonomischen Systems leuchtet am Rand der Erzählungen immer wieder auf.

Das Symposium beleuchtet das Spannungsfeld von Jugend, Arbeit und Erzählen in unterschiedlichen Ausdrucksformen und aus unterschiedlichen Perspektiven.

Eine Kooperation des ISEK – Populäre Kulturen, Schwerpunkt Kinder- und Jugendmedien, der Universität Zürich mit der PH Ludwigsburg.

Veranstaltungssprache: Deutsch

Programm zum Download hier:

Programm

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