Widerstand und Radikalismus. Antigone zwischen Philologie, Politik und Philosophie

Workshop 14./15.03.2025

Jules-Eugène Lenepveu «Antigone Gives Token Burial to the Body of Her Brother Polynices» (ca. 1840), The Metropolitan Museum of Art Collection

Campus Workshop
14.03.2025
9:00
Universität Zürich, SOG-B-07, Schönberggasse 2, 8001 Zürich

Seit Sophokles vor über 2000 Jahren die Tragödie Antigone als Teil seiner Thebanischen Trilogie aufführte, prägt ihre Titelheldin die Künste und Medien. Als widerständige und radikale Figur bleibt Antigone produktiv für Literatur, Theater, bildende Kunst, Musik und Philosophie bis in die Gegenwart. Im 19. Jahrhundert war man überzeugt, dass die sophokleische Antigone das vollendete Kunstwerk sei (Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Friedrich Hebbel). 1845 wird sie von Ludwig Tieck und Felix Mendelssohn-Bartholdy als modernes Musiktheater mit globalem Erfolg neu aufgelegt. Mitte des 20. Jahrhunderts, angesichts der Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust, wurde Sophokles’ Vorlage unter anderen von Jean Anouilh (1944) und Bertolt Brecht (1948, uraufgeführt in Chur) adaptiert und in den 1970er-Jahren hat Rainer Werner Fassbinder den RAF-Terrorismus mit Antigone in Verbindung gebracht (Deutschland im Herbst, 1977). Es gibt nur wenige Dichtungen der Weltliteratur, die über eine derart lange Zeitspanne hinweg so viele unterschiedliche Deutungen erfahren haben wie Antigone. Ihre Widerständigkeit und ihr Radikalismus machen Antigone populär und anschlussfähig an aktuelle ästhetische und politische Debatten, was sich beispielsweise daran zeigt, dass die Aktivistin Carola Rackete als ‚Antigone unserer Zeit‘ bezeichnet und Greta Thunberg mit ihr verglichen wird. 

Der zweitägige internationale Nachwuchsworkshop am 14.–15. März 2025 geht Antigones Popularität und ihrer nachhaltigen Wirkung nach und lotet ihr diskursives und ästhetisches Potenzial für gegenwärtige Diskussionen über Kunst, Literatur und Politik aus. Für den Workshop versammeln wir Nachwuchsforschende aus Literatur-, Kultur- und Theaterwissenschaft sowie aus der klassischen Philologie, um die mythische Heldin aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und diverse Lesarten und Expertisen verknüpfen. Der Workshop ist auf eine gemeinsame Diskussion von Primärtexten und -medien ausgerichtet, die jeweils durch Impulsreferate der Referent*innen (15-20 Minuten) eingeführt und in der Folge in einer offenen Diskussion gemeinsam erschlossen werden. Ausgewählte Texte und andere Kunstwerke, die Antigone in Erscheinung bringen, werden dafür vorab in einem Reader gesammelt und nach Anmeldung zur Lektüre verschickt.

Verantwortlich: Anita Martin, Thomas Nehrlich, Zoe Zobrist

Interessierte sind herzlich willkommen, um Anmeldung bei Zoe Zobrist wird gebeten: zoe.zobrist@ds.uzh.ch

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