Frank Witzel: Literaturgeschichte als Traum
Der Autor im Gespräch
Frank Witzel gehört zweifellos zu den wachsten und tiefgründigsten Chronisten der untergegangenen Bundesrepublik Deutschland. Nicht nur sein 2015 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneter Roman Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969 und dessen Nachfolger Direkt danach und kurz davor (2017) verhandeln extensiv die kulturellen, politischen und psychischen Kernstrukturen des westdeutschen Nachkriegsstaates; auch etwa das mit Philipp Felsch verfasste Gesprächsbuch BRD Noir (2016) und das sich mit einer Derrick-Folge auseinandersetzende Kunst als Indiz (2022) weisen Witzel als einen hellsichtigen Analytiker seiner Herkunftswelt aus.
Geht es ihm dabei immer auch gerade um die Erzählbarkeit von Historie überhaupt, um die Macht und die Risiken von Historiographie, so gilt die Aufmerksamkeit seines jüngsten Projekts einer speziellen Textsorte: der Literaturgeschichte. Gemeinsam mit Philipp Theisohn spricht Witzel über seine in diesem Frühjahr erschienene, traumhafte Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts, über vergessene Texte und Autorschaften, die Zeitlichkeit der Dichtung – und darüber, ob und auf welche Weise man in unserer Zeit noch Literaturgeschichten schreiben kann.
Diese Veranstaltung ist öffentlich.
Veranstaltungssprache: Deutsch