(De)Koloniale Ästhetiken
Prof. Dr. Frauke Berndt
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Wenn die Kunst und ihre Regeln in der Aufklärung neu begründet werden, welche die grossen Epochen der deutschsprachigen Literatur - Klassik, Romantik, Realismus, Klassische Moderne - prägen, dann ist sie vor allem zweierlei: männlich und weiß. In dieser Veranstaltung wollen wir überprüfen, wie ästhetische Theorien und literarische Texte auf Kolonialisierung, Imperialismus und Kapitalismus reagiert haben.
Welche Rolle spielen die geopolitischen Entwicklungen für die Kunst und die ästhetischen Theorien, in denen über Kunst nachgedacht wird? Waren wirklich alle tragischen Held*innen so blütenweiss, wie wir es in der Schule gelernt haben? Wie wird in modernen Romanen von den Kolonien erzählt? Und wie gehen wir als Literatur- und Kulturwissenschaftlerinnen mit rassistischer Sprache und rassistischen Bildern, Szenen und Narrativen um? Welche Rolle spielt der sogenannte «Primitivismus» für die Ästhetik der Moderne?
Das Programm behandelt ästhetische Theorien, literarische Texte und Bildende Kunst von Mitte des 18. bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Dabei bilden Kolonialisierung und Dekolonialisierung Kehrseiten einer Medaille. Denn es ist und bleibt die Kunst, die nicht nur affirmativ im Dienst von Ideologien handelt, sondern auch subversiv Widerstand leistet.